Warum Multitasking eine Illusion ist.

 

Der Begriff kommt aus dem IT-Bereich. Ursprünglich bedeutet er, dass ein Betriebssystem mehrere Aufgaben gleichzeitig verarbeiten kann. Mit der rasanten Entwicklung der Computertechnik in den 1980er Jahren, wurde er auf das menschliche Denken übertragen. Nur: Kann das Gehirn wie ein Computer funktionieren?

 

 

 

Die Wissenschaft antwortet auf diese Frage mit einem eindeutigen „jein“. Banale Aufgaben, die wenig Zuwendung erfordern, verarbeitet das Gehirn ohne weiteres. Beim Autofahren zum Beispiel beobachtet der Fahrer den Verkehr, die rote Ampel, setzten den Blinker und schalten einen Gang niedriger, ohne darüber nachzudenken. Die gesamte Aktion, die in unterschiedlichen Gehirnbereichen Konzentration erfordert, verfolgen ein gemeinsames Ziel: Das Auto sicher vom Punkt A zum Punkt B zu manövrieren.

 

Fordert eine zweite Aufgabe zusätzlich die Kreativität und das logische Denken, entgleist die Verbindung der zuständigen Gehirnareale. Das Gehirn schaltet zwischen den Aufgaben hin und her. Wenn wie im genannten Beispiel der Fahrer zur selben Zeit ein Telefonat führt, um Termine zu koordinieren, dann erledigt er beide Aufgaben abwechselnd. Das Gehirn schaltet blitzschnell hin und her, indem es sich zunächst zur einen, erst dann der anderen Aufgabe zuwendet. Das funktioniert allerdings nur mit maximal zwei Aufgaben.

 

Multitasking ist aus anatomischen Gründen unmöglich

Benötigen zwei Denkziele unterschiedliche Hirnregionen, werden sie sich kaum stören. Allerdings verlangen viele Aufgaben sowohl Informationen aufzunehmen, als auch entsprechend zu reagieren. Die Gehirnzentralen, die den Input und Output steuern, müssen verknüpft werden. Die Hirnforschung geht davon aus, das immer nur ein „Binding“ möglich ist. Das bedeutet, dass zwei Aufgaben, die ein gemeinsames „Binding“ benötigen, sich gegenseitig stören und/oder blockieren. Bei Entscheidungsprozessen benötigt das Gehirn zentrale Aufmerksamkeit, die unteilbar ist. Aus dem Grund ist, wie am Beispiel des Telefonierens während der Autofahrt, Multitasking ein Trugschluss. Die Sekunde des Umschaltens im Gehirn kann im schlimmsten Fall die letzte sein.

 

Zeit ist nicht immer Geld

Manche Menschen meinen durch Multitasking effizient und leistungsfähig, immer erreichbar und immer reaktionsschnell zu sein. Dieser Personenkreis ist oft der Meinung, vieles gleichzeitig bewältigen zu können. Das Gegenteil ist der Fall: Durch das permanente Hin- und Herschalten zwischen den entsprechenden Gehirnzentren, erledigen wir keine der Aufgaben richtig. Die Folge sind Fehler, die sich einschleichen. Die Korrekturen verschwenden Ressourcen. Sie kostet nicht nur Energie und Zeit, auch die Fehlerrate steigt eklatant an. In Wirklichkeit wird viel Energie nutzlos verbrannt und die Betroffenen erschöpfen wesentlich schneller.

 

Die Smartphone-Falle

Das Handy und die häufige Nutzung des Internets suggerieren uns, dass wir Multitasking bewältigen könnten. Das parallele Kommunizieren via Smartphone neben anderen Aufgaben setzt uns unter Stress. Auch hier gilt: Lieber das Smartphone während konzentrierter Arbeitsphasen ausschalten.

 

Faktor Stress

Die anfänglichen Erfolgsmomente werden immer seltener. Um Leistungsfähig und Erfolgreich zu bleiben, setzen sich ganze Berufsgruppen unter Druck. Wer viele Aufgaben zur gleichen Zeit schafft, ist erfolgreich, so die fälschliche Meinung vieler Menschen. Der Erfolgsdruck veranlasst jedoch die Nebennieren das Stresshormon Adrenalin auszuschütten, das nur durch Bewegung abgebaut werden kann. Demgegenüber steht ein Tagesablauf, bei dem der Körper überwiegend passiv ist. Wir sitzen am Schreibtisch, vor dem PC oder dem TV, wir sitzen beim Essen oder beim Autofahren, wir sitzen in der Tram oder im Kino.

 

Frustriert vom ausbleibenden Erfolg entwickelt sich eine Abwärtsspirale. Dieser Trend soll durch noch mehr Aufgaben kompensiert werden.  Der Teufelskreis schließt sich. Der Stress ist für die Betroffenen der direkte Weg in den Burnout oder in die Depression.

 

Fazit

Eine strukturierte Aufgabenplanung schafft einen überschaubaren Tagesablauf. Anhand einer To-Do-Liste können wichtige und weniger interessante Aufgaben in den täglichen Zeitplan integriert werden. Das Notizbuch oder der Kalender unter dem Arm wird nur von denen belächelt, die sich ohne nachzudenken auf die Elektronik verlassen. Allein schon das händische Aufschreiben dieser Listen hilft, sich mit den Aufgaben aus-ein-ander zu setzten. Durch einen strukturierten Tagesplan fällt es leicht, Aufgaben konzentriert nacheinander abzuarbeiten. Außerdem macht das Abhaken erledigter Aufgaben Spaß. Das visuelle Erfolgserlebnis ist der Beweis der eigenen Leistungsfähigkeit.